Über Ascona, ganz im Norden des Lago Maggiore, erheben sich die Höhenzüge des so genannten Monte Verità, zu Deutsch: der Berg der Wahrheit. Worauf dieser Begriff nun genau gründet, lässt sich leider nicht mehr eindeutig klären.
Monte Verità „Der Berg der Wahrheit“
Im Laufe der Jahre war der Monte Verità das Ziel großer Persönlichkeiten aus Politik und Kultur wie: Harald Szeemann, Hermann Hesse, Isadora Duncan sowie der Künstler Marianne von Werefkin, Alexej von Jawlensky, Arthur Segal, der Dadaisten Hugo Ball und Hans Arp.
Heute ist der Monte Verità im Besitz der gleichnamigen Stiftung und besteht aus einem Museumskomplex (zu dem Casa Anatta, Casa Selma, Casa dei Russi und der Elisarion-Pavillon gehören), einem internationalen Kongresszentrum, einem Hotel und einem großen Park. Jedes Jahr gibt es eine Kultursaison mit Begegnungen zu Kunst, Philosophie, Literatur und Musik, welche die verschiedenen Seelen des Ortes zusammenbringen.
Ascona, im Herzen des Kantons Tessin, ist ein magischer Ort. Der Umriss der Hügel, das ruhige Städtchen und der Monte Verità, dessen Name so aussagekräftig ist, dass man schon bei der Ankunft Antworten erwartet. Gelegen inmitten der Wälder, die dieses nördliche Ufer des Lago Maggiore überragen.
Utopie einer besseren Welt
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde auf dem Monte Verità das verwirklicht, was der große Tessiner Architekt Mario Botta als "Werkstatt einer der radikalsten künstlerischen und sozialen Utopien der Zeit" bezeichnete. Viele glaubten fest an die Verwirklichung der Utopie einer freieren und faireren Welt. In anderen Worten, ein "buen retiro" weit weg vom Drama der Kriege und auch von der ideologischen Auseinandersetzung zwischen Kapitalismus und Kommunismus, das Europa erfasste. Vegane Ernährung, Heliotherapie und FKK, Gymnastik, Tanz und Meditation waren die täglichen Praktiken einer Gemeinschaft, die später neben vielen anderen Themen auch Mario Martones bekannten Film „Capri-Revolution“ von 2018 inspirierte.
Wie alle Träume währte auch der Monte Verità nicht lange: Die Gründerväter zogen bereits 1920 nach Spanien und Brasilien, und der Hügel, den wir heute noch sehen, wurde von Baron Eduard von der Heydt gekauft. Dieser gab den Bau des Hotels im Bauhaus-Stil in Auftrag und hier waren die Meister der berühmten Weimarer Design-Schule erstmals zu Gast.
Interessant ist aber eigentlich eine ganz andere Geschichte als die reine, verrückte Utopie der Anfangszeit: Wenn man heute den Berg hinaufsteigt, spürt man, dass sich rund um Ascona etwas wirklich Besonderes ereignet hat: Der Zauber der Naturlandschaft ist geblieben, die noch spürbare positive Energie und die Faszination einer Utopie, die - wie alles - noch darauf wartet, verwirklicht zu werden. Wer weiß wo, wer weiß wann, wer weiß ob.
Atemberaubende Aussicht vom Monte Verità
Heute ist der Monte Verità unter anderem Ausgangspunkt für eindrucksvolle geführte Wanderungen in Begleitung von Experten, um die vitalen Energiezentren der Umgebung zu entdecken. Von der Valletta del Silenzio (Tälchen der Ruhe), einer faszinierenden Naturkathedrale, über den Gipfel des Balladrum mit seinen keltischen Wurzeln bis hin zur Madonna della Fontana, einer Quelle und beliebten Pilgerstätte.
Eine Inschrift, die auf einem Megalith in der Gegend gefunden wurde, zeugt von einer Mischung aus keltischen und etruskischen Einflüssen. Die Überreste einer Festung auf einem der Hügel, die mit dem keltischen Begriff Baladrum bezeichnet wird, weisen ebenfalls auf die Anwesenheit des keltischen Volkes hin (Wackernagel). Wer den Aufstieg zum Gipfel wagt, wird mit einem atemberaubenden 360-Grad-Panorama über die Region Locarno und den Lago Maggiore belohnt.
Stiftung Monte Verità
Der Monte Verità ist, wie schon erwähnt, seit über einem Jahrhundert ein magnetischer Pol, an dem sich Ideen, Trends, Experimente und historische Persönlichkeiten treffen. In der alternativen und vegetarischen Kolonie wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Mythos des Monte Verità geboren, mit der Anwesenheit von Künstlern, Anarchisten, Philosophen und Denkern sowie illustren Gästen wie Hermann Hesse, Friedrich Glauser, Hugo Ball, Rudolf von Laban und Mary Wigman. Nach einer kurzen Phase zu Beginn der 1920er Jahre, in der einige expressionistische Künstler ein kleines Kunstzentrum schufen, wurde der Hügel von Ascona von dem deutschen Bankier und Kunstsammler Baron Eduard von der Heydt erworben.
Der Monte Verità wurde zu einem modernen Hotelzentrum, in dem große Persönlichkeiten aus Kunst, Politik und Kultur wie Paul Klee, Jean Arp und Sophie Tauber-Arp, Denker und Gelehrte wie Carl Gustav Jung und viele andere zu Gast waren.
Der Komplex des Monte Verità ging 1964 in den Besitz der Republik und des Kantons Tessin über, und zwar aufgrund des Testaments von Baron von der Heydt, der wünschte, dass "der Monte Verità für künstlerische und kulturelle Aktivitäten auf höchstem Niveau und mit internationaler Ausstrahlung genutzt wird". 1989 gründeten das Kanton Tessin und die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich die Stiftung Monte Verità: Eine Begegnungsplattform für internationale Kongresse auf höchstem wissenschaftlichen Niveau.
Heute Konferenz- und Kulturzentrum von internationaler Bedeutung
Heute ist der Monte Verità ein Konferenz- und Kulturzentrum von internationaler Bedeutung. Eingebettet in die Ruhe und das Grün eines über 7 Hektar großen Parks, mit einem unvergleichlichen Panorama auf den Lago Maggiore, bietet es dem Besucher ein einzigartiges Erlebnis. Das Zentrum ist in der Tat eine Art Campus mit Hotel, Konferenzräumen, Restaurant und Park.
Das Zentrum ist nicht nur für Konferenzteilnehmer gedacht, sondern steht auch Einzelgästen offen. Das Restaurant bietet eine sehr gute saisonale Küche und von der Panoramaterrasse aus, einen herrlichen Blick auf den Lago Maggiore. Das Hotel ist Mitglied von Swiss Historic Hotels und wurde vom ICOMOS-Komitee zum Historischen Hotel des Jahres 2013 ernannt. Der öffentlich zugängliche Park des Monte Verità ist ein Ort von magischer Schönheit, an dem man die Ruhe und Energie der Natur wiederentdecken kann!
Der Monte Verità ist also mehr als ein Kongresszentrum: Er ist ein Ort der Begegnung, der Ideen, der Kultur und der künstlerischen, wissenschaftlichen und geistigen Inspiration.