Der Sacro Monte gilt gleichwohl als Perle der Stadt Varese und als ein Ort von höchster religiöser und kultureller Bedeutung am Lago Maggiore. Im Juli 2003 wurde er von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt, zusammen mit acht weiteren Stätten als "Kulturlandschaft der Heiligen Berge des Piemont und der Lombardei".
Der Heilige Berg von Varese ist seit jeher ein Ziel für Besuche und Pilgerfahrten. Der Komplex des Heiligen Berges von Varese umfasst die Via Sacra, einen gepflasterten, nach oben führenden Andachtsweg mit 14 unterschiedliche Kapellen. Diese fügen sich perfekt in die umgebende Natur ein. Jede ist einem Rosenkranzmysterium gewidmet das im Inneren durch mannshohe Skulpturengruppen und illustrative Fresken dargestellt wird.
Der Höhepunkt der Via Sacra ist die Wallfahrtskirche Santa Maria del Monte, die auf dem Hochaltar das 15. Rosenkranzgeheimnis beherbergt: die "Krönung der Muttergottes".
Historische Informationen
In der Borromäischen Zeit (1560-1631) entwickelten sich in den Tälern der westlichen Lombardei und des östlichen Piemont die "Heiligen Berge", Andachtswege auf denen die Mysterien der katholischen Religion gefeiert wurden.
Unter ihnen ist der Heilige Berg von Varese einer der größten und bedeutendsten. Die Route erstreckt sich etwa 2 km entlang der Hänge des Monte Velate. Einigen Quellen zufolge, die auf das Jahr 922 zurückgehen, soll die auf dem Berg (einst Velate genannt) erbaute Kirche Santa Maria dem Heiligen Berg von Varese den Namen gegeben haben.
Mit dem Heiligen Ambrosius fing alles an
Der Beginn der Bauarbeiten geht der Überlieferung zufolge auf das 4. Jahrhundert zurück als der Heilige Ambrosius (Stattheiliger von Mailand) den ersten Altar auf dem Gipfel des Berges errichtete, als Dank an die Jungfrau Maria für den Sieg über die Arier.
Dank seiner Befestigungsanlagen diente der Berg im Mittelalter als Militärstützpunkt. Erst später wurde er zu einer wichtigen religiösen und spirituellen Stätte. 1604 wurde das große Monumentalwerk mit der Via Sacra „del Rosario“ (Rosenkranzes) begonnen das dank des Enthusiasmus und der großen Inspiration von Pater Aguggiari realisiert wurde.
Die örtliche Bevölkerung unterstützte den Bau des grandiosen Komplexes physisch und auch wirtschaftlich; einen großen Beitrag leisteten zahlreiche lombardische Künstler die über einen Zeitraum von etwa 80 Jahren am Sacro Monte arbeiteten. Die Planung und der Bau der Kapellen wurden dem Architekten Giuseppe Bernasconi aus Varese, anvertraut.
Verschiedene architektonische Strukturen
Die Künstler wollten eine Art Theater in den Kapellen schaffen um die Pilger in die Szene einzubeziehen: Die Statuen die die Mysterien darstellen tragen Kleidung der damaligen Zeit und drücken Emotionen sowohl in der Mimik als auch in den Körperbewegungen aus. Kurz vor dem Beginn der Via Sacra steht die Kirche der Unbefleckten, einst Treffpunkt für Prozessionen.
Die 14 Kapellen feiern die Rosenkranzmysterien und wurden nach verschiedenen Modellen und architektonischen Strukturen gebaut. Die heilige Route beginnt in der Ortschaft Prima Cappella, und der Weg ist durch drei Bögen in fünf Kapellen unterteilt: der Bogen der freudigen Mysterien, "des Rosenkranzes" genannt, der Bogen der schmerzlichen Mysterien, "des Heiligen Karl" genannt, und der Bogen der glorreichen Mysterien, "des Heiligen Ambrosius" genannt.
Die erste Kapelle
Wenn man den Rosenkranzbogen durchquert, erreicht man die erste Kapelle die das erste der Freudengeheimnisse darstellt "die Verkündigung"; im Inneren kann man zwei Statuen bewundern die einen Engel mit einer Lilie in den Händen darstellen und eine Jungfrau die vor dem Bett kniet, um ihm zuzuhören. Das Mobiliar besteht aus Objekten aus dem 17. Jahrhundert.
Die zweite Kapelle
Der gepflasterten Allee weiter folgend gelangt man zur zweiten Kapelle, die der "Heimsuchung" gewidmet ist. Das Gebäude hat eine klassische Form mit wertvollen ionischen Säulen. An der Außenwand befindet sich eine Sonnenuhr, während im Inneren die Szene des "Besuchs der Madonna bei Elisabeth die auf den Täufer wartet" dargestellt ist.
Die dritte Kapelle
Die dritte Kapelle ist der "Geburt" gewidmet und zeichnet sich durch das nahegelegene Acryl der "Flucht nach Ägypten" von Renato Guttuso aus; außen befinden sich die Statuen der Heiligen Johannes der Täufer und Lukas, während im Inneren die Szene der Geburt Jesu zu sehen ist. Die Statuen stammen von Martino Retti, die Fresken hingegen von "il Nuvolone".
Die vierte Kapelle
Die vierte Kapelle ist die "Darstellung Jesu im Tempel". Sie ist von einem ringförmigen Portikus umgeben von dem aus man einst ein herrliches Panorama bewundern konnte, das heute allerdings von dichter Vegetation verdeckt ist.
Die fünfte Kapelle
Die fünfte Kapelle ist dem "Streit Jesu mit den Ärzten" gewidmet. Sie zeichnet sich durch ihre gegliederten Formen aus: Die Fassade wird durch eine Lünette mit der Widmung geschlossen, während oben das kreisförmige Tiburium zu sehen ist.
Weiter auf der Via Sacra gelangt man zum zweiten, dem heiligen Karl geweihten Bogen, der zu den Kapellen führt die an die schmerzlichen Mysterien erinnern. Die Architektur dieser Kapellen ist nüchterner als die der anderen Kapellen: Die Pilger sollten sich nicht von der Architektur ablenken lassen sondern sich auf den Schmerz Jesu konzentrieren.
Die sechste Kapelle
Die sechste Kapelle stellt das "Gebet Jesu im Garten" dar. Das Innere der Szene wird durch Statuen von Silva und Fresken von Bartolomeo Ghiandone di Oleggio beschrieben: die dargestellten Momente sind jene in denen "Judas Jesus küsst und Petrus dem Soldaten das Ohr abschneidet".
Wenn man den Aufstieg fortsetzt gelangt man zur "Grotta delle Beate" die den Gründern des Klosters gewidmet ist: der seligen Caterina da Pallanza und der seligen Giuliana da Verghera.
Die siebte Kapelle
Die siebte Kapelle, in der die "Geißelung Jesu" dargestellt wird, ist über eine Treppe zugänglich. Das Besondere an der Kapelle ist ihre runde Form; ihr geht ein Tympanon voraus, auf dem die "Pietà" von Martino Retti platziert ist und auf dem das Wappen der Familie Litta von Mailand, die den Bau der Kapelle finanziert hat, angebracht ist. Im Inneren ist die Szene durch die von Retti gestalteten Terrakotta-Statuen dargestellt. Es gibt auch die berühmten Fresken von "Il Morazzone" die Szenen aus der Passion Jesu darstellen.
Die achte Kapelle
Die achte Kapelle ist der "Dornenkrönung Jesu" gewidmet. Auf der Kuppel befinden sich Fresken, die die Illusion erwecken, den Raum zu vergrößern.
Die neunte Kapelle
Die neunte Kapelle, die dem "Aufstieg zum Kalvarienberg" gewidmet ist, scheint durch die Akzentuierung der Allee hervorgehoben zu sein. Die Außenwand wurde von Stefano Maria Legnani mit der Szene des "Ecce Homo" als Fresko dargestellt, das heute leider fast vollständig verschwunden ist. Im Inneren entwickelt sich dramatisch die Szene des "Aufstiegs Jesu zum Kalvarienberg" mit besonders ausdrucksstarken Statuen und zahlreichen Fresken.
Die zehnte Kapelle
Die Dramatik des Themas wird in der nächsten Kapelle, der Zehnten, die der "Kreuzigung" gewidmet ist, noch stärker betont. Die stark symbolische Szene gliedert sich in zwei Teile: unten die Welt der Menschen, oben Christus und die Engel, um die Welt des Geistes zu symbolisieren, im Gegensatz zur irdischen Welt.
Die elfte Kapelle
Die elfte Kapelle wird durch den dritten Bogen, "des Heiligen Ambrosius" genannt, eingeleitet, der den Übergang zu den Glorreichen Mysterien symbolisiert. Im Vergleich zu den vorherigen Kapellen mit dramatischem Thema wird in den letzten fünf Kapellen der Rhythmus verändert, Es werden helle Farben verwendet und die Szenen vermitteln Heiterkeit. Sogar die Architektur wird allmählich aufwendiger. Im Gewölbe ist der himmlische Hof gemalt wo Gott der Vater Christus willkommen heißt.
Die zwölfte Kapelle
Die zwölfte Kapelle, der "Himmelfahrt Jesu" gewidmet, ist mit einer barocken Fassade geschmückt, auf der das Wappen der Familie Carcano erscheint. Er befindet sich auf dem Gipfel des Aufstiegs, dem Höhenpunkt der Gläubigen zu Gott. Das Innere ist aufgrund der ockerfarbenen Töne, die in den Fresken hervorstechen, leicht düster.
Die dreizehnte Kapelle
Die dreizehnte Kapelle stellt die "Niederkunft des Heiligen Geistes" dar. Sie hat einen achteckigen Grundriss, ist von einem Ringportikus umgeben und wird von einer Balustrade gekrönt die eine "Laternen"-Kuppel trägt.
Die vierzehnte Kapelle
Die vierzehnte Kapelle ist der "Himmelfahrt der Jungfrau Maria" gewidmet. Im Inneren entwickelt sich die Szene um die Statue der Jungfrau Maria, umgeben von Engeln, im Himmel angenommen.
Besichtigung von 2 wichtigen Museen
Sacro Monte ist ein bewohntes Dorf das die Besucher durch die charakteristischen schattigen Gassen und steilen Stufen, sowie von Laternen beleuchtete Unterführungen und zahlreiche Jugendstilvillen fasziniert. Das Dorf bietet dem interessierten Besucher zwei Museen: das Baroffio-Museum oberhalb von Varese, sowie das Museum des Hauses Lodovico Pogliaghi. Das erste heißt diejenigen willkommen, die die Geschichte von Santa Maria del Monte durch die Schönheit romanischer Skulpturen, kostbarer Miniaturen, Sforza-Frontalen lesen möchten und diejenigen, die die Schenkungen des Barons Baroffio mit Gemälden aus dem fünfzehnten bis achtzehnten Jahrhundert bis hin zur Sektion der zeitgenössischen sakralen Kunst schätzen.
Das zweite Museum begrüßt den Besucher, der neugierig darauf ist, nicht nur ein Museum, sondern ein Haus-Atelier zu entdecken, in dem ein großer eklektischer Künstler des 20. Jahrhunderts sich zur Ruhe gesetzt hat. Hier hat Pogliaghi jahrzehntelang gearbeitet, um eine einzigartige Sammlung zu schaffen, die in dem lebensgroßen Gips der Tür des Mailänder Doms gipfelt.
Kuriosität
Würden Sie glauben, dass im Jahre 1700 ein Nilkrokodil im Kanton Tessin umherstreifte? Nun, die Legende und die Ergebnisse besagen das! Im Museo Baroffio di Santa Maria del Monte ruhen heute inmitten zahlreicher prestigeträchtiger Kunstwerke die Überreste dieses gefürchteten "Drachens", der wahrscheinlich nach der Flucht aus einer luxuriösen Residenz die Bewohner der Dörfer in der Nähe von Breno, an der heutigen Grenze zwischen der Lombardei und dem Kanton Tessin, terrorisiert hat. In der Tat war es damals nicht ungewöhnlich, dass sich Adelige mit exotischen Tieren, wie zum Beispiel Krokodilen, umgaben, um ihren Reichtum zur Schau zu stellen.
Wenn dann ein unter den Bewohnern gänzlich unbekanntes Tier aus der Menagerie entkam löste das in der Bevölkerung fast mystische Ängste aus. Der Legende nach tötete ein Bauer aus Breno (Kanton Tessin) mit einer Mistgabel das Tier das seiner Gemeinde so viel Verwüstung und Schaden zugefügt hatte und brachte den Kadaver auf den Berg, zu Ehren der Jungfrau Maria und ihres Heiligtums.
Die Sacri Monti (Heilige Berge) des Piemonts und der Lombardei, Weltkulturerbe
"Die neun Heiligen Berge Norditaliens sind Gruppen von Kapellen und anderen architektonischen Baudenkmälern, die zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert errichtet wurden und verschiedenen Aspekten des christlichen Glaubens gewidmet sind.
Neben ihrer symbolischen und spirituellen Bedeutung besitzen sie bemerkenswerte Qualitäten von Schönheit, Tugend und Anmut und sind in eine natürliche und landschaftlich reizvolle Umgebung von Hügeln, Wäldern und Seen integriert. Sie enthalten auch sehr wichtige künstlerische Funde - Fresken und Statuen -" Mit dieser Motivation hat die UNESCO im Jahr 2003 die Stätte "Heilige Berge des Piemont und der Lombardei" in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.
So erreichen Sie den Sacro Monte di Varese
Zu Fuß
Von Velate, Rasa und entlang der "Via Sacra", gepflasterter, bergauf führender Fußweg von etwa 2 km Länge, von 14 Kapellen gesäumt, der vom Bogen in "Prima Cappella" ausgeht.
Mit dem Auto (Motorrad oder Fahrrad)
Von der Autobahn kommend folgt man der Richtung VARESE zum Zentrum immer geradeaus in die Stadt hinein und nach einem Kreisverkehr mit einer Tanne in der Mitte an der Ampel biegt man rechts in die Via Veratti ein und fährt auf der Viale Aguggiari ca. 2 km auf der Straße die zum Campo dei Fiori führt, durch die Ortschaften: S. Ambrogio, Robarello, Fogliaro, Prima Cappella.
Mit der FUNICOLARE
Mit der FUNICOLARE (0332 225549), dessen Abfahrtsbahnhof von der Ersten Kapelle aus abfährt. Rufen Sie vorher an um sich zu versichern dass sie fährt!