Eine kleine Gemeinde mit rund 800 Einwohnern in der Provinz Varese ist Cazzago Brabbia.
Die Gemeinde ist am Südufer des Lago di Varese gelegen und bietet den Besuchern eine harmonische Verbindung von Natur, Geschichte und Kultur.
Le ghiacciaie (die Eishäuser)
In Cazzago Brabbia sind die „ghiacciaie“ (Eishäuser) von besonderer Bedeutung, da sie von einer wirtschaftlichen und sozialen Aktivität zeugen, die das Gebiet bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts prägte. Diese halbunterirdischen Bauten wurden aus Ziegeln oder Stein errichtet und waren mit einem gewölbten Dach ausgestattet um eine konstante, kalte Innentemperatur zu gewährleisten.
Sie waren für die Aufbewahrung der im nahe gelegenen Varese-See gefangenen Fische sowie für andere häusliche und kommerzielle Zwecke unerlässlich. Im Winter wurde das Eis gesammelt und zu den Eishäusern transportiert, wo es mit Stroh bedeckt wurde, um es zu isolieren. Auf diese Weise hielt sich das Eis bis zum nächsten Sommer und ermöglichte die Lagerung von verderblichen Lebensmitteln. Diese Bauten sind ein interessantes Beispiel für funktionale Architektur und den Einfallsreichtum bei der Nutzung natürlicher Ressourcen.

Kulturelle und touristische Bedeutung
Heute gelten die Eishäuser von Cazzago Brabbia als wichtiges Kulturerbe. Sie bieten den Besuchern eine einzigartige Gelegenheit, die Konservierungspraktiken und -techniken der Vergangenheit zu verstehen. Mehrere Eishäuser wurden restauriert und sind für die Öffentlichkeit zugänglich, so dass sie eine interessante Touristenattraktion für Besucher der Region darstellen. Darüber hinaus werden diese Bauwerke häufig in Kultur- und Umwelttourismusrouten einbezogen, so dass die Besucher nicht nur die lokale Geschichte, sondern auch die natürliche Schönheit der Umgebung entdecken können.
Die Eishäuser von Cazzago Brabbia sind ein faszinierendes Beispiel dafür, wie Gemeinschaften in der Vergangenheit die ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen nutzen konnten, um ihre täglichen Herausforderungen zu meistern. Auch heute noch erzählen diese Bauwerke Geschichten von Erfindungsreichtum sowie Anpassung und wecken das Interesse von Historikern, Touristen und Architekturliebhabern.
Murales (Wandgemälde) im ganzen Dorf
Nicht nur von den Eishäusern lebt Cazzago Brabbia, sondern auch von farbenfrohen Murales. Chicco Colombo, einer der bekanntesten Künstler in Varese und Umgebung, hat die Mauern des Dorfes in eine Open-Air-Galerie verwandelt. Er hat damit einen Rundgang geschaffen, der die Seele des Ortes durch leuchtende Farben und vom lokalen Leben inspirierte Themen widerspiegelt.
Eines der bedeutendsten Wandgemälde von Colombo befindet sich in der Via Garibaldi und ist den Fischen im Varese-See gewidmet. „Die Fische in unserem See verschwinden. Ich möchte auf diese Weise an sie erinnern“, erklärt der Künstler. Diese Wandbilder sind Teil eines größeren Projekts, das Colombo vor zwei Jahren begonnen hat. Diese Bilder machen das spazieren gehen noch spezieller und beeindruckender.

Die Kirche von San Carlo (Entdeckung eines Schatzes)
Die zu Beginn des 17. Jahrhunderts gegründete Karlskirche wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebaut. Heute hat sie den Grundriss eines lateinischen Kreuzes, drei Kirchenschiffe, Seitenkapellen und eine halbrunde Apsis. 1852 wurde die Kirchenorgel wurde von Eugenio Maroni - Biroldi gebaut.
2016 wollte Don Antoniazzo Martelozzo, Pfarrer von Cazzago Brabbia, dass seine Kirche schöner und solider wird. So beschloss er nach Rücksprache mit den Gemeindemitgliedern, mit der Renovierung des Sakralbaus zu beginnen. Nach einer ersten Bestandsaufnahme sah der vorläufige Kostenvoranschlag die strukturelle Konsolidierung des Gewölbes und der tragenden Wände, die Erneuerung der Fassade und andere kleinere, als dringend erachtete Eingriffe vor. Um zu verstehen, was sich unter dem beigefarbenen Putz, der das gesamte Gebäude bedeckt, verbirgt, führten die Techniker eine Stratigraphie durch. Diese Untersuchungen förderten einen wahren Schatz zutage. Man entdeckte nämlich Spuren der Malereien aus dem 17. Jahrhundert, die aus dem Ursprungsbau der Kirche stammen, und fast alle Malereien aus dem 19. Jahrhundert. Ein echtes Erbe, das natürlich gerettet werden musste. Don Antoniazzo versammelte die Gemeindemitglieder und beschloss, die Restaurierung in Angriff zu nehmen. Um die Arbeiten zu finanzieren, erhoben die Gemeindemitglieder Selbststeuern und brachten so über 40 000 Euro zusammen. Zweifellos eine großzügige Aktion, aber Geld ist nicht genug. Und so intervenierten mehrere Institutionen zusammen mit der Region Lombardei. Diese waren sich einig: Der Schatz von Cazzago-Brabbia muss unbedingt gerettet werden, und sowohl die Kurie als auch die Oberaufsichtsbehörde für die schönen Künste haben die Intervention sofort voll unterstützt.
