Vallemaggia


Vallemaggia

Das Vallemaggia

Das Vallemaggia im Schweizer Kanton Tessin, am Nordende des Lago Maggiore gelegen, bietet mit seinen zahlreichen Seitentälern ein hervorragendes Areal für Wanderer. Etwa 700 Kilometer lang ist das Netz der Wanderwege allein in diesem Tal, dessen Fläche 20 Prozent des gesamten Tessins einnimmt, was sich auch im lateinischen Namen der Gegend ausdrückt: Vallis Mediae, das wichtigste Tal. Klares Wasser und steil abfallende Wände prägen das Gesicht des Vallemaggia inmitten frischen Grüns.

Ein Viertel aller überhaupt in der Schweiz vorkommenden Tierarten ist hier beherbergt, begünstigt durch viele Nischen, die der Lauf des Flusses in der Talsohle geschaffen hat. Der Abschnitt zwischen Riveo und Giumaglio wurde in die Liste der neun international bedeutendsten Schwemmlandlandschaften aufgenommen.

Willkommen im Naturparadies

Das Vallemaggia begeistert Wanderer und Naturenthusiasten aus aller Welt. Wer schon mit der Region vertraut ist, wird vor Ort immer wieder neue Überraschungen entdecken. Die immergrünen Landschaften des Vallemaggia verbreiten Romantik und wirken dennoch geheimnisvoll. Das Haupttal ist eine Augenweide. Denn dessen Seitentäler verzweigen sich in der gesamten alpinen Region bis weit in schroffe Felslandschaften und glasklare Bergseen hinein. Das ist ein Anblick, den gewiss kein Besucher so schnell vergessen wird. Im gesamten Vallemaggia entfaltet sich eine einzigartige florale Vielfalt. Schließlich liegen der tiefste und höchste Punkt des Tals rund 3.000 Höhenmeter auseinander. Dadurch hat sich im Vallemaggia eine überwältigend vielfältige Pflanzenwelt entwickelt, die die gesamte Flora der Schweiz auf engem Raum vereint.

Das Vallemaggia – das Tal ist außerdem die Heimat einer mitreißenden Flusslandschaft, die die Talsohle durchquert. An einigen Teilen wechselt die Maggia inmitten dieser Flusslandschaft sogar regelmäßig ihren Lauf. Dadurch entstehen zwischen Cavergno und Avegno riesige Mengen an Ablagerungen, die die Kraft des Flusses im Vallemaggia nur erahnen lassen. Doch nicht nur Schutt- und Gesteinsmassen dominieren deshalb das Landschaftsbild. Zugleich haben sich im gesamten Tal kleine Sand- und Kiesbänke herausgebildet, die an einem warmen Sommertag zum erfrischenden Bad im kristallklaren Wasser einladen.

Ein Abstecher nach Bosco Gurin

Vallemaggia

Eine Menge steinalter Dörfchen liegen hier, die zwischendurch verwaist waren und heute teils von Künstlern, teils von Besitzern von Sommer- und Wochenendhäusern wieder bewohnt werden. Eine weitere Besonderheit des malerischen Tals: An seinem oberen Ende befinden sich einige Steinbrüche, in denen Granit abgebaut wird – und in einem nahe gelegenen Seitental liegt das Örtchen Bosco Gurin. Das ist ein Walserort, in dem die Bewohner bis heute eine alemannische Mundart sprechen, die sehr an das mittelalterliche Alemannisch erinnert. Sie erreichen Bosco Gurin über eine Straße, die ins seitlich gelegene Tal Val Rovana verläuft. Über mehrere Kurven bahnt sich die Straße bis in Richtung Bosco Gurin ihren Weg.

Trotz oder gerade wegen seines außergewöhnlichen Flairs ist es diesem Kleinod gelungen, sich seinen besonderen Charakter zu bewahren. Diese traditionelle Kultur und Architektur wird in diesem Dorf des Vallemaggia auch durch die Dorfverwaltung unterstützt. Denn tatsächlich stehen alle im Dorfkern errichteten Bauten unter Denkmalschutz. An den bewegenden historischen Wandel der einst im 13. Jahrhundert durch Walser erbauten Siedlung erinnert heute noch immer das volkskundliche Museum. Diese Ausstellung gewährt spannende Einblicke in das einst so einfache und harte Leben, das die Walser in den vergangenen Jahrhunderten in der Region führten. Von besonderer Bedeutung ist der in dem alten Walserhaus positionierte Seelenbalken. Heute heißt es, dass dieser Seelenbalken einst nur geöffnet wurde, um die Seele verstorbener Menschen in die Freiheit zu entlassen.

Cevio: ein geschichtsträchtiger Ort

Doch der eigentliche Hauptort des Vallemaggia ist Cevio. Das kleine Zentrum galt für lange Zeit als Residenz eidgenössischer Landvögte, die von 1513 bis 1798 in diesem Teil des Vallemaggia ansässig waren. Noch heute erinnert der Palazzo Pretorio an diese Zeit, dessen prachtvolle Fassade bis heute die Blicke auf sich zieht. Ebenso sehenswert ist die Wallfahrtskirche Santa Maria del Ponte, die an der über die Rovana verlaufende malerische Steinbogenbrücke thront. Dieses um 1615 errichtete Gotteshaus zieht mit seinem einzigartigen Fresken- und Stukkaturenschmuck im barocken Stil die Blicke auf sich.

Foroglio: Wasserfälle und Filmklassiker

Wer auf der Höhe von Bignasco ins Val Bavona abzweigt, steuert direkt auf das steilste und steinigste Tal des Alpenkamms zu. Diese Regionen sind zumeist nur zur warmen Jahreszeit bewohnt. Charmante Dörfer und Weiler ziehen mit Stilelementen mit typisch Tessiner Rustikalität die Blicke auf sich. Denn hier verschmelzen Holz und Stein zu einer harmonisch-ästhetischen Symbiose. Von imposanter Schönheit ist der bei Foroglio gelegene Wasserfall, der sich von einem 80 Meter hohen Felsen den Weg in die Tiefe bahnt. Hier hinterließ sogar schon die Filmregisseurin Leni Riefenstahl ihre Spuren, die zu Beginn der 1930er Jahre an diesem Ort den Film "Das blaue Licht" drehte.

Mogno: eine malerische Sommersiedlung im Lavizzara-Tal

Setzen Sie Ihre Fahrt von Bignasco aus nördlich bis zum Val Lavizzara fort, mündet das Tal sogar gleich in mehrere Seitentäler. Das Val di Peccia und das Val di Prato präsentieren ein Stück unberührter Natur, das sich dennoch einen Eintrag in Geschichtsbüchern verdient. Denn genau hier befindet sich die kleine Sommersiedlung Mogno, in der sich Stararchitekt Mario Botta mitten im Lavizzara-Tal ein eigenes Denkmal erschuf. Denn wohlbesagter Architekt errichtete in der Mitte der 1990er Jahre an diesem Ort die Kirche San Giovanni Battista. Dieses Gotteshaus ist eine Augenweide. Da ist zum Beispiel ein schräg abgeschnittener Zylinder, der wechselnd aus grauem Vallemaggia-Granit und weißem Peccia-Marmor angefertigt ist.

Details wie eine Überdachung aus Glas verleihen diesem Gotteshaus das besondere architektonische Etwas. Die Idee zu dieser Kirche kam Botta übrigens spontan. Anlass war eine große Lawine, die im Jahre 1986 das ältere Gotteshaus an dieser Stelle verschüttete. Dieser Sakralbau zieht die Blicke magisch an. Schließlich steht die Kirche im starken architektonischen Gegensatz zur dörflichen Bergidylle des Tessin. Das Vallemaggia ist ein Tal mit vielen Gesichtern. Ob Natur, Kultur oder pure Wanderlust – hier kommt jeder auf seine Kosten.