Direkt von den Ufern des Lago Maggiore weg wird es bergig. Und fährt man nur einige Kilometer in das Hinterland, ganz gleich in welcher Ecke des Sees, wird es fast überall auch ganz schön schnell hochalpin. Logisch dass es auch hier ein wenig abseits der Attraktionen des Sees einiges zu entdecken gibt.
Eine wahrhaft verzauberte Gegend
Wer es auf sich nicht nehmen möchte die knapp 60 Kilometer von Cannobio oder Locarno über Domodossola bis in das kleine Örtchen Baceno zu fahren. Findet dort eine wahrhaft verzauberte Gegend vor. Eine großartige und zerklüftete Landschaft, in der die Eiszeit und ihre Nachwirkungen ihre Spuren hinterlassen haben.
Reißenden Ströme nach der Eiszeit haben tiefe Täler zwischen die Berggipfel gefräst
Genauer gesagt ist nicht die gesamte Gegend zerklüftet sondern ein Landstrich, der etwa einen Kilometer nordöstlich von Baceno liegt. Bei einer kleinen Fraktion mit dem Namen Uriezzo, die zum nur geringfügig größeren Dorf Premia gehört.
Die reißenden Ströme nach der Eiszeit haben tiefe Täler zwischen die Berggipfel gefräst, wo vorher die Gletscher die Landschaft formten. Das Tal ist sogar verhältnismäßig breit, die umliegenden Gipfel sind teilweise so hoch, dass sich bis in den Sommer hinein der Schnee weiß auf ihren Gipfeln vor dem tiefblauen Himmel abhebt.
Wenn nicht gerade die Hauptzeit der Schneeschmelze ist, kann man in Uriezzo etwas Besonderes unternehmen – nämlich in die Unterwelt hineinsteigen. Genauer gesagt ist das möglich in den Orridi di Uriezzo.
Ein schauriges Gefühl
Das Wort „Orrido“ lässt sich auf viele Weisen ins Deutsche übersetzen. Als Subjektiv bedeutet es Kluft, Klamm oder Schlucht, aber es kann auch Grausigkeit bedeuten. Als Adjektiv kommen die Begriffe furchteinflößend und schauerlich in Betracht. Wenn man hinuntersteigt, überkommt einen tatsächlich irgendwie ein schauriges Gefühl, dessen man sich nicht erwehren kann. 30 Meter tief ist die südliche Klamm, der man 200 Meter lang folgen kann, es handelt sich dabei gleichzeitig auch um den interessantesten Weg, den es in den Schluchten gibt.
Die Einheimischen nennen sie schlicht das „Grab von Uriezzo“. In diesen Kluften, in denen man sich vorkommen kann wie ein Höhlenforscher, existieren aufgrund der Abgeschiedenheit hier unten einige sehr seltene Pflanzen. Die genau die Bedingungen benötigen, die sie dort vorfinden. Wenn man einige Zeit unten verbracht hat, wo es recht kühl sein kann, tut es gut, wieder zurückzukommen an die Oberfläche und die Sonnenstrahlen auf der Haut zu spüren.